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ermorden und ihre Leichname vergraben. Das war im Jahre 689 (Feier des Kiliansfestes am 8. Juli).
3. Der Hl. Bouifazius. Das größte Verdienst um die Ausbreitung des Christentums in Deutschland hat der englische Glaubensprediger Winfried. Der Papst gab ihm den Ehrennamen Bonifazins, d. H. Wohlthäter. Unter großen Gefahren und Entbehrungen durchzog er Friesland, Hessen, Thüringen, Franken und Bayern. Er begnügte sich aber nicht, die Lehre Jesu zu predigen, sondern er wollte sie auch für die Zukunft unter den Deutschen befestigen. Darum errichtete er zu Würzburg, Eichstätt, Regeusburg, Paff au, Freising und Salzburg Bischofssitze und gründete auch viele Kirchen, Klöster und Schulen. Bonifazius wurde für feine großen Verdienste vom Papste zum Erzbischof vou Deutschland ernannt und nahm seinen Sitz in Mainz. Als 75 jähriger Greis machte er eine zweite Bekehrungsreise zu den Friesen. Hier wurde er mit 52 Gefährten vou einem Haufen heidnischer Friesen im Jahre 755 erschlagen. Sein Leichnam liegt im Dome zu Fulda begraben.
4. Die Klöster. In dieser Zeit wirkten die Klöster sehr wohlthätig. Die Mönche sorgten für die Erhaltung des Christentums und für die Heranbildung von Geistlichen. Sie erteilten Unterricht in ihren Schulen, pflegten Künste und Wissenschaften und betrieben Gewerbe; sie rodeten Wälder und trockneten Sümpfe aus, machten Ödungen urbar und bebauten das Feld. Ferner brachten sie viele, damals noch unbekannte Gewächse, wie Gemüse und Obstbäume ins Land. Um die Klöster bildeten sich gewöhnlich Ansiedelungen der Bevölkerung, aus denen dann Dörfer und Städte hervorgingen.
13. Entstehung der Stadt Würzburg.
1. Würzlmrg in Der Urzeit. Im Jahre 1868 wurde auf dem grünen Markt in Würzburg ein Kanal gebaut. Da fand man in einer Tiefe von 5 m viereckige eichene Pfähle. Diefe waren in die Erde eingetrieben, einer von dem anderen 1 m entfernt. Dabei lagen eine Menge Tierknochen, ein Ring ans Bronze, mehrere Thongefäße, ein Knochenkamm und ein Bastseil. Diese Gegenstände stammen aus uralter Zeit. Damals hatte der Main seinen Lauf durch das Sanber-mcrtel und über den Marktplatz. Die Eichenpfähle waren in den Grund des Maines eingerammt und ragten über das Wasser heraus. Darauf standen die einfachen Hütten der Bewohner. Solche Bauten heißen Pfahlbauten.
2. Tas 2d)(ofs Würzbmg. Von dieser Urzeit an bis herauf ins 5. Jahrhundert sind über unsere Maingegenden keine geschichtlichen Nachrichten erhalten. In einer Urkunde ans beut Jahre 704 wirb zum erstenmal das Schloß Virte-
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
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Vorsitz im königlichen Gericht und die Aufsicht über die königlichen Güter, sondern er mußte besonders darüber wachen, daß der Herzog seine Macht nicht ans Kosten der königlichen Gewalt vergrößere. Die Pfalzgrafenwürde in Bayern erhielt Arnulf der Jüngere, der zweite Sohn des verstorbenen Herzogs Arnulf I.
2. Die große Ungarnschlacht auf dem Lechfelde. Im Jahre 955 brachen die Ungarn abermals in Deutschland eiu und verheerten die Ostmark und Bayern. Auf dem Lechfelde bei Augsburg (Bischof Ulrich) stellte sich ihnen König Otto mit dem vereinigten deutschen Heere entgegen und brachte ihnen eine furchtbare Niederlage bei. Die Feinde wurden völlig aufgerieben; nur 7 Mann sollen dem Blutbade entkommen sein und die schreckliche Nachricht davon in, ihre Heimat gebracht haben. Seitdem gaben die Ungarn ihre Plünderungszüge nach Deutsch, land auf. Sie gingen vom Nomadenleben zu festen Wohnsitzen über und nahmen allmählich das Christentum an.
3. Kaiserkrönung. Um sein Reich zu vergrößern, unternahm Otto auch mehrere Kriegszüge über die Alpen und unterwarf sich Oberitalien. In Rom wurde er im Jahre 962 vom Papste, dem er gegen seine Feinde zu Hilfe gekommen war, zum römischen Kaiser gekrönt. Seit dieser Erneuerung der Kaiserwürde führte das Deutsche Reich den Titel: „Heiliges römisches Reich deutscher Nation." Die deutschen Könige aber nannten sich bis zur Auflösung des Reiches im Jahre 1806 „römisch-deutsche Kaiser."
20. Die Kreuzzüge und ihre Folgen (1096—1291).
1. Ursachen. Schon in früher Zeit herrschte unter den abendländischen Christen die fromme Sitte, zu den heiligen Stätten nach Jerusalem zu pilgern. Die Herreu von Palästina, die Araber, duldeten diese Wallfahrten. Als jedoch um das Jahr 1000 die Türken das heilige Land erobert hatten, verfolgten sie die Christen in schrecklichster Weise. Ein französischer Pilger, der Einsiedler Peter von Amiens, war Augenzeuge davon. Er kehrte nach Europa zurück und schilderte dem Papste die traurigen Zustände. Auf dessen Befehl durchzog er nun Italien und Frankreich und forderte in feinen Predigten die Christen auf, den Türken das heilige Land zu entreißen. Das Volk geriet dadurch in glühende Begeisterung.
2. Der erste Kreuzzug. (1096—1099). Der Papst berief eine Kirchenversammlung nach Clermont in Frankreich. Hier wurde von
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Extrahierte Personennamen: Ulrich) Otto Otto Palästina Peter_von_Amiens
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Deutschland Bayern Ungarn Oberitalien Rom Deutsche_Reich Jerusalem Europa Italien Frankreich Clermont Frankreich
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die sich auch fremde Fürsten mischten. In diesen Kämpfen verloren sie eine Besitzung nach der anderen. Auch die Kurwürde ging durch
diese Uneinigkeit verloren. Kaiser Km sprach dieselbe, entgegen den Bestimmungen des Vertrages von Pckna, der Pfalz allein zu. So wurde die Macht des bayerisch-witte^bagschey Hauses ungeheuer geschwächt. Zuletzt blieb nur Ober- uch Nkiederbayeru dauernd im Besitz desselben, und auch diese beiden Gebiete waren noch in 3 Teile geschieden, in Bayern-München, Bayeru-Üandshnt und Bayern-Ingolstadt.
2. Wiedervereinigung. Über 150 Jahre hatte Bayern unter
diesen unheilvollen Teilungen gelitten. Endlich machte ihnen Alb-
recht Iv., der Weise, Herzog von Bayern-München, ein Ende. Er vereinigte Ober- und Niederbayern und erließ im Jahre 1506 das Primogenitnrgesetz (Erstgeburtsgesetz). Dasselbe bestimmte: Bayern darf niemals mehr geteilt werden; die Regierung führt nur ein Fürst, nud der erstgeborene Sohn desselben wird sein Nachfolger.
Dieses Gesetz hat jetzt noch in Bayern Gültigkeit.
28. Mittelalterliches Städtewesen.
1. Entstehung der Städte. Gar verschiedenartig ist die Entstehung von Städten im Mittelalter. Am Rhein und an der Donau erwuchsen viele aus den Lagerplätzen und Ansiedelungen der Römer, so Mainz, Bingen, Koblenz, Köln, Augsburg, Regensburg, Passau, Wien. Trier war schon eine seste Ansiedelung des Volkes der „Treverer", als die Römer hier erschienen und es zu ihrem Hauptorte in Germanien machten. Andere Städte bildeten sich an den alten Gerichtsplätzen und Markt-stellen oder erhoben sich besonders in der Karolingerzeit an Bischofssitzen, bei Klöstern und bei kgl. Pfalzen (wie Frankfurt a/M., Paderborn, Bremen, Verden, Minden, Würzburg, Fulda, St. Gallen, Nürnberg, Ulm). Ferner beförderten deutsche Könige, namentlich Heinrich I. der Städtebauer, und auch andere deutsche Fürsten die Gründung von solchen Wohnorten (Quedlinburg, Merseburg, Meißen, Braunschweig, Göttingen, Freiburg i/B., München rc.)
2. Aussehen der Städte, a) Äußeres, Hä ns er bau. In älterer . Zeit hatten die Städte eine starke Umzäunung ans Planken oder Palissaden;
später traten an.die Stelle derselben Mauern mit Türmen und Thoren, und um diese liefen Wassergräben (Zugbrücken mit Fallgittern). Dadurch waren die Bewohner gegen feindliche Überfälle gesichert. Innerhalb der Mauern mußten wegen Raummangels die Häuser eng zusammen-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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— 36 —
So hatte sich das deutsche Volk durch Fleiß und Tüchtigkeit, wenn auch unter schweren Kämpfen, zu einer hohen Stufe von Wohlstand, Macht und Ansehen emporgeschwungen. Deutschland galt damals als das reichste und gebildetste Land Europas.
30. Die Femgerichte.*)
1. Ihr Ursprung. Die Femgerichte sind eigentlich die letzten Überreste der altgermanischen Volksgerichte, wobei noch jeder Freie als Schöffe „Recht sprechen" durfte. Unter Karl dem Großen wurde der Schöffeudieust bekanntlich ein verliehenes Amt, das sich später vom Vater ans den Sohn vererbte. Als nach der Karolingerzeit die Gauverfassung sich auflöste und Deutschland eine Menge größerer und kleinerer regierender Herren erhielt, verloren die Freien überall einen großen Teil ihrer Vorrechte, namentlich das Recht zu „richten". Dafür setzten die Fürsten ihre eigenen Hofgerichte an die Stelle der alten Volksgerichte. In Westfalen allein gelang ihnen dies nicht; da erhielten sich die alten, nur dem Kaiser untergebenen Gerichte. Man hieß sie „Femgerichte" oder „hl. Feme".
2. Einrichtung der hl. Feme. Der Sitz dieses Gerichts war also „Westfalen, die rote Erde". Diese Bezeichnung weist bildlich auf die vom Kaiser verliehene Blntgerichtsbarkeit**) hin. Einrichtung und Verfahren glichen fast genau den alten Volksgerichten. Die Sitzungen wurden bei hellem Tage von früh 7 bis mittags 3 Uhr unter freiem Himmel an den alten Mal- oder Dingstätten***) abgehalten. Diese Malstätten hießen jetzt „Freistühle". Davon gab es über 100. Der berühmteste war in Dortmund. Der Freigraf, ein freier Westfale, führte im Gericht den Vorsitz und verkündete das Urteil. Seinen Beirat bildeten die Freischöffen. Von diesen mußten mindestens 7 bei einer Gerichtsverhandlung zugegen sein. Weil sie in alle Geheimnisse des Gerichts eingeweiht waren, führten sie den Namen „die Wissenden". Sie erkannten sich gegenseitig an einer geheimen Lofuug. Bei Strafe des Stranges waren sie zur strengsten Verschwiegenheit gegen die Nichtwissenden, wie auch zur Mithilfe bei der Vollstreckung des Urteils verpflichtet. In der Blütezeit der Feme (1420—1460) sollen in ganz Deutschland über 100 000 Schöffen gelebt haben.
*) Feme, ursprünglich — Strafe; Femgericht also — Strafgericht.
**) Blutgerichtsbarkeit, Blutbann — das Recht über Leben und Tod.
***) Mal- oder Dingstätten — Gerichtsstätten.
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Extrahierte Personennamen: Karl_dem_Großen Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Europas Deutschland Westfalen Dortmund Deutschland
— 59 —
man auf und überließ es der Regierung, die Geistlichkeit zu besolden. Das Land teilte man in 83 Kreise (Departements) und führte dezimale Maße, Gewichte und Münzen ein.
4. Absetzung und Hinrichtung des Königs. Während dessen vollbrachte der Pöbel von Paris neue Greueltbateu. Darum entschloß sich die königliche Familie zur Flucht nach Deutschland, wurde aber unterwegs erkannt und nach Paris zurückgebracht. Rohe Volksmassen erstürmten das königliche Schloß und verlangten die Absetzung des Königs. Die Nationalversammlung, bei welcher Ludwig Schutz suchte, setzte ihn ab und ließ ihn samt seiner Familie ins Gefängnis werfen. Frankreich wurde als Republik (Freistaat) erklärt. Weil nun Österreich und Preußen zur Befreiung des Königs ein Bündnis schlossen und ihre Heere in Frankreich einmarschieren ließen, beschuldigte man ihn des Landesverrates und verurteilte ihn zum Tode. Am 21. Januar 1793 wurde er hingerichtet. Man kann sagen, er starb für die Frevelthaten seiner Borfahren. Nach Mißhandlungen der schändlichsten Art folgten ihm später aufs Schafott seine Gemahlin Maria Antoinette, eine Tochter der Kaiserin Maria Theresia von Österreich, und seine fromme Schwester Elisabeth.
5. Schreckenszeit. Eine furchtbare Zeit brach jetzt über Frankreich herein. Die Blutmenschen Mn rat, Danton und Robesp ierre, die an der Spitze standen, wollten die Feinde der Republik durch deu Schrecken bezwingen. Alle rechtlichen Leute, die durch Vermögen, Bilduug oder Gesittung hervorragten, schwebten in steter Lebensgefahr. Die ausgezeichnetsten Männer des Landes wurden ohne Verhör hingerichtet. Unzählige schuldlose Bürger wurden überall, besonders aber in Paris, von Mörderbanden niedergemacht.
Die Ruchlosen setzten sogar Gott ab, hoben das Christentum auf und riefen ein schamloses Weib als Göttin der Vernunft ans. Sie entweihten und plünderten die Kirchen, veranstalteten mit den Meßgewändern und kirchlichen Geräten gotteslästerliche Auszüge durch die Straßen und zerstörten die christlichen Denkmale. Aber endlich wurden die Urheber dieser unbeschreiblichen Greuel von der gerechten Strafe ereilt. Sie zerfleischten einander selbst, d. H. sie brachten sich gegenseitig aufs Schafott, und befreiten so das schwer heimgesuchte Land von der fürchterlichen Geißel der Schreckensherrschaft.
6. Kriegsereignisse dieser Zeit. Unterdessen richteten thatkräftige Männer das Kriegswesen Frankreichs neu ein. Das ganze Land glich bald einer ungeheuren Kriegswerkstätte. Überall wurden Waffen geschmiedet und Geschütze gegosseu. Von allen Seiten strömten fanatische
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Schutz Ludwig Maria_Antoinette Maria Maria_Theresia_von_Österreich Maria Theresia Elisabeth
Extrahierte Ortsnamen: Paris Deutschland Paris Frankreich Frankreich Frankreich Paris Frankreichs
Autor: Hohn, Karl Friedrich, Müller, Johann Kaspar
Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
£Q
Vorläufiger Begriff
zen genommen, betreffen, die es erklären, warum
Zeiten, Völker und lander einander so unahnllch find,
und die Jahrhunderte mit einander verbinden. Und
diese Begebenheiten werden nur überhaupt und zu-
sammenhängend erzählt, nicht ausführlich entwickelt.
Ausnehmende x. So vorgetragen, leistet die allgemeine
Anmut!) der Weltgeschichte ein Vergnügen von der hohem
Art. Mit wenigen Blicken sieht man in
u derselben Völker und Reiche entstehen, und
untergehen; —- man läuft mit geschwinden Schritten
die mannigfaltigen Gestalten durch, welche das mensch-
liche Geschlecht von seinem Ursprünge an bis auf uiu
sere Zeiten angenommen hat; — man gehet mit al-
lem um, was jemals groß und vortrefflich unter den
Menschen gewesen ist; — und so wie man sich keine
angenehmere Abwechslung denken kann, so findet man
auch nirgends mehr Gelegenheit, Menschen und Zei-
ten mit einander zu vergleichen, und ihre Aehnlich-
keiten za entdecken.
Ihr eigen- Xi. Auch die Nutzbarkeit der Welt-
rhümlicher Geschichte ist weit ausgebreiteter, als bey
Nutzen. jeker andern Geschichte. Alles, was von
den verschiedenen Arten des Nutzens der Geschichte
überhaupt bereits angesührt worden isk, trifft bey ihr
in einem noch reichlicheren Maaße ein. So ist sie
es besonders, welche die Spuren der göttlichen
Regierung aus der Welt am deutlichsten zeigt, in-
dem sie den ganzen Zusammenhang aller großen Welt-
begebenheiten überschauen läßt. Sie lehrt uns auch
am vollständigsten den Menschen kennen, weil sie
ihm durch alle Zeiten nachgeht, und sicher bestimmen
kann, was er nach und nach geworden, und warum
er es geworden sey. Aber es ist ihr vorzüglich eigen,
daß
ro. Hat eine solche Geschichte ihre besondere Annehmlichkeiten?
ii. Leistet diese Geschichte noch einen eigenen Nutzem außer dem-
jenigen , welchen die Geschichte überhaupt mit sich führt?
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Autor: Hohn, Karl Friedrich, Müller, Johann Kaspar
Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
24 Vorläufiger Begriff
diger, als daß man sich um ein Mittel bekümmere,
wie eine solche Menge von Begebenheiten, während
fast sechstausend Jahren, nicht nur leicht übersehen
und ins Gedachtniß gefaßt, sondern auch so betrach-
tet werden könne, daß alles auf das Ganze, oder auf
die Veränderungen des menschlichen Geschlechts über-
haupt, zurückgeführt werde. Dazu dienen gewisse
M-thetlungen und Ruheplätze, die man in dieser
Geschichte aufsnchen muß. Und diese werden von den
großen Weltbegebenheiten, und von den berühm-
ten Völkern und Männern, welche den meisten
Antheil daran gehabt haben, hergenommen. Eine
Begebenheit, die man dazu gebraucht, heißt ein Zeit-
punkt, oder eine Epoche; und die Zeit, welche zwi-
schen zwey solchen Begebenheiten verstossen ist, ein
Zeitraum, oder eine Periode.
Beschichte der X Vii. Einige Blicke auf die Weltge-
Menschen in schichte lehren uns dergleichen Zeitpunkte
Ñen"^te"^ st"den; unter welchen wiederum die vorzüg-
c 11 lich wichtigen gewählt werden lnüssen. In
Den ersten siebzehnhundcrt Jahren der Welt blie-
den die Menschen innerhalb eines Theils von Asten,
und es gab noch keine Völker, das heißt, keine
durch besondere Sprachen, Wohnsitze und bürgerliche
Verfassungen von einander getrennte Haufen von Men-
schen. Vielmehr lebten die Menschen noch in einer
allgemeinen Verbindung mit einander, erfanden einige
der nothwendigsten Künste zu ihrem Unterhalte und
ihrer Bequemlichkeit, waren ohne Schrift und Ge-
lehrsamkeit; aber nicht ohne Kenntniß und Vereh-
rung des höchsten Gottes, und wurden endlich durch
eine große Wñsserstuth bis auf acht Personen
vertilgt.
Xviii.
>7. Wenn man nun die ersten siebzehn Jahrhunderte der Welt
durchgeht, was findet man da für merkwürdige Volker und
Begebenheiten?
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Autor: Hohn, Karl Friedrich, Müller, Johann Kaspar
Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
der Weltgeschichte. 57
sich von der Herrschaft des Pabstcs und zugleich von
der katholischen Religion los. Auch in vielen andern
Ländern war man sehr weit mit diesem Versuche ge-
kommen; allein besserer Unterricht und zürn Theil auch
gewaltsame Mittel hemmten den raschen Fortgang der
neuen Reformation. Die abendländischen Christen
trennten stch nun in die römische oder katholische
Kirche und in die protestantische Partbei. Unter
dem Schuhe der neu errungenen Freyheit kamen viele
kleine Religionssekten unter ihnen auf; sie wurde
sogar zur öffentlichen Bestreitung des Christenthums
überhaupt mißbraucht, dessen ungeachtet wird kein
Billiger den mannigfaltigsten Nutzen, den sie gestiftet
hat, verkennen. Durch diese kühne und standhafte
Unternehmung gewannen nun auch die Wissen schäf-
ten eine Vollkommenheit. Man machte sich das
Gute der griechischen und romtfc^en Schriftsteller ei-
gen ; öffnete und bahnte neue Wege für den mensch-
lichen Verstand; lernte die Natur besser, als jemals,
keimen, und meistentheils ungehindert, besonders von
Protestanten, wurde das Wahre, Schöne und Nütz-
liche aller Art ausgeforscht. Die Philosophie inson-
derheit gelangte durch einenbaco,Descartes/Grotius,
Pufendorf,Thomasius,Leibnitz,Wolf,Kant,Fichte,
Schelling, und andere, immer zu einer edlen und
gemeinnützigsten Freiheit. Deutschland, von welchem
das übrige Europa den Grund und das Beyspiel zu
dieser gesummten Aufklärung erhielt, bekam nunmehr
durch den Landfrieden innere Ruhe; nahm mildere
Sitten an, obgleich es immer kriegerisch blieb; befe-
stigte seine Verfassung durch den westphälischen
Frieden; hatte seit Karln V. viele große Fürsten,
Staatsmänner, Feldherren und Schriftsteller; zeigte
seinen Nachbarn, deren Sitten es nachzuahmen an?
fing, erst spät seine ganze Stärke, und erreichte
sie
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Autor: Hohn, Karl Friedrich, Müller, Johann Kaspar
Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
26 Vorläufiger Begriff
Men es *) oder Min ihr erster König gewesen seyn.
Lange lebten sie unter vielen kleinen, auch zum Theile
ausländischen Fürsten; aber vom Sesostris an, wur-
de ihr Staat auf eine sehr geraume Zeit mächtig und
blühend. Ihre zuverläßige Geschichte fängt eigentlich
mit dem Psammitichus an. Sie haben wenig Er-
oberer, aber desto mehr Gesetzgeber, und für ihr Land
auch auf mancherlei) Art wohlthätige Fürsten ge-
habt. Bey ihnen sind sehr weise Gesetze aufgekom-
men; die meisten Wissenschaften und Künste sind
von ihnen erfunden oder erweitert, auch auf die
übrige Welt gebracht worden. Aber die Erfindun-
gen, mit welchen sie den Götzendienst ausfchmückten,
gereichen ihnen am wenigsten zur Ehre. Nach einer
Dauer ihres Reiches von mehr als sechszehnhundert
Jahren, geriethen sie unter die Botmasigkeit der Per-
ser, und blieben seitdem stets einer fremden abwech-
selnden Oberherrschaft unterthänig. Ein Schatten
dieses Volkes sind noch die Koptc'tl.
Hebräer oder Xx. Zwischen diesen berchen Völkern ka-
Ilraelitcn. mm nacfy zweytausendsten Jahre der
Welt, die Hebräer oder Israeliten zum Vorschein.
Abraham, ihr Stammvater, zog mit seiner Familie
in Kanaan herum; aber vierthalbtaufend Jahre nach
ihm, wurden seine zu einem mächtigen Volke ausge-
wachsenen Nachkommen vom Moses der Gewalt der
Aegyptier entrissen. Dieser ihr Erretter, ihr Heer-
führer, ihr Gesetzgeber und Lehrer, ist auch der älte-
ste Geschichtschreiber der Welt, ohne den uns alle
frühere Jahrhunderte unbekannt seyn würden. Das
von ihm gebildete Volk nahm Kanaan in Besitz,
wählte
*) Es ist wenigstens höchst wahrscheinlich, daß dieser Men es
keine wirkliche Person, sondern, wie noch andere vorgegebene
Pharavne, eine bloße Geburr unrichtig ausgclcgter Hierogly-
phenbildcr ist.
20. Gehören die Hebräer oder Israeliten auch unter die merk*
würdigsten Volker? — und warum?
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Autor: Hohn, Karl Friedrich, Müller, Johann Kaspar
Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Zs Vorläufiger Begriff
Italien bezwungen, sodann die Karthager, die Grie-
chen und Macodomer, nebst vielen andern Völkern,
überwältigt, den schönsten und größten Theil der be-
kannten Welt erobert, allgemeine Bewunderung und
Furcht erregt; aber endlich durch bürgerliche Kriege
und andere Ursachen stch selbst so sehr geschwächt,
daß um die Zeit Christi schon der Grund zum Ver-
falle ihres Staats gelegt war» Sie waren in den
erstell fünfhundert Jahren nur Krieger und Eroberer,
fast ohne Wissenschaften und Künste; aber nichtohne
eine weise Staatsverfaffung, Gesetze, Sitten und
fugend Don den überwundenen Griechen lernten
sie zuletzt auch jene Größe des Geistes kennen, und
wurden sehr glückliche Nachahmer derselben in den
meisten Werken des Bestandes, des Witzes und der
Einbildungskraft. Ihnen waren sie auch vornehmlich
ihre Religion schuldig. Durch ihre Siege in Asien
wurden sie mit der Ueppigkeit bekannt; diese öffnete
jedem Laster den Eingang, ihr unüberwindlicher Eifer
für Vaterland und Freyheik fiel, und sie wütheten
selbst gegen einander, um einen Staat zu zerstören,
den vielleicht nichts würde haben zu Grunde richten
können.
Perser. Xxiv. Auch die Perser waren eines
von den herrschenden Völkern dieser alten Zeiten.
Nach vielen Jahrhunderten, die sie ohne ausgebreite-
ten Ruf, und zum Theile andern asiatischen Völkern
unterworfen, zugebracht hatten, wurde Kyrus, sechst-
halbhundert Jahre vor Christi Geburt, der Stifter
ihre/ gewaltigen Monarchie. Unter ihm und seinen
Nachfolgern eroberten sie einen sehr beträchtlichen Theil
von Asien, außerdem Aegypten, Makedonien, und
andere
24. Gab es noch ein asiatisches Volk in den alten Zeiten, dar
große Bewegungen in der Welt erregt hat ? — Welches ist
die Geschichte der Perser? ^ und ihrer Nachfolger, der
Parthcr?
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Christi Kyrus Christi
Extrahierte Ortsnamen: Italien Asien Asien Makedonien